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Avatar of adminadmin - 24. Oktober 2022 - Behind the scenes, Allgemein

Hochschuldidaktische Weiterbildung im Wandel

Autor*innen: Malte Kneifel (Uni zu Köln), Christine Redeker (FernUni Hagen), Maiken Bonnes (Uni Duisburg-Essen), Stephanie Schulte-Busch (FH Aachen), Dr. Martina Emke (FH Bielefeld), Dr. Andreas Matt (Uni Siegen), Dr. Sandra Scheele (HS Niederrhein)

Die Digitalisierung verändert die akademische Weiterbildung und damit Kompetenzen von Lehrenden und Studierenden. Diese Entwicklung schlägt sich bspw. im DigCompEdu oder im Diskurs um den Erwerb von Future Skills nieder. Die Auseinandersetzung ist in vollem Gange und genau hier setzte unsere Diskurswerkstatt auf der DGHD-Tagung an.

Gemeinsam mit den Teilnehmenden der Werkstatt haben wir uns dem Thema "Hochschuldidaktische Weiterbildung im Wandel" anhand folgender Fragen gewidmet:

  1. Was sind Stärken und Schwächen von rein digitalen Weiterbildungsangeboten?
  2. Wie findet Weiterbildung von Lehrenden und Mitarbeitenden aus dem 3rd space momentan statt?
  3. Welche Zukunft wünschen wir uns für die hochschuldidaktische Weiterbildung und welche Weichen können wir heute schon stellen?

Wir haben gemeinsam die Herausforderung angenommen, aus den Vorteilen von Analogem und Digitalem eine tragfähige Vision für die Zukunft zu entwickeln. Dafür haben wir unseren Erfahrungsschatz aus dem vielfältigen Angebot des hochschulübergreifenden Weiterbildungsprojekts HD@DH.nrw mit den diversen Blickwinkeln der Werkstatt-Teilnehmenden verbunden und sie eingeladen, mit uns zu den didaktischen, sozialen, inhaltlichen und strukturell-technischen Aspekten der aufgeworfenen Fragestellungen in den Austausch zu treten.

Die Ergebnisse der Diskussionsrunden möchten wir Ihnen heute vorstellen:

Die Frage nach den Stärken und Schwächen von rein digitalen Weiterbildungsangeboten wurde von den Teilnehmenden kontrovers diskutiert.

So böten digitale Formate viele Möglichkeiten für Lehre und Weiterbildungen, deren Bewertung aber meist ambivalent ausfalle. Chancen und Unwägbarkeiten stünden dabei oft nahe beieinander. Einerseits könnten digitale Angebote den Austausch zwischen Teilnehmende über Distanzen ermöglichen, andererseits erschwerte sich mit ihnen die soziale Interaktion im Umfeld von Veranstaltungen und hemme Diskussionen. Digitale Veranstaltungen böten Lehrenden wie Teilnehmenden ein hohes Maß an Flexibilität, generierten aber auch ein gewisses Maß an Unverbindlichkeit, das in „schwarzen Kacheln“ oder abgelenkten Teilnehmer*innen resultieren könne. Einer Vielzahl von technischen Möglichkeiten stünde eine Tendenz zur Überforderung und Unschlüssigkeit bei der Auswahl für die didaktische Nutzung entgegen. Letztlich böte die Digitalisierung ein großes neues Potential für Hochschulen und Lehrende, stellte diese aber auch vor neue Herausforderungen, die noch nicht alle gemeistert seien.

In welche Richtung Individuen in diesem Spannungsfeld tendierten, werde oft von Fach- und Hochschulkulturen und weniger von Abwägungsprozessen geleitet. Positiv wurde in diesem Zusammenhang angemerkt, dass sich der oft als verbindlich wahrgenommene Widerspruch zwischen Präsenz und Digitalem langsam aber stetig aufhebe und hinter diesem vordergründigen Diskurs in den Hochschulen wieder zunehmend das Interesse an gut gestalteter Lehre in den Vordergrund trete.

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass nicht die Technik, die digitalen Möglichkeiten oder die Entscheidung zur Digitalität im Vordergrund stehen sollten, sondern ihr didaktischer Einsatz entscheidend sein sollte. Es bestand weitgehend Konsens, dass sowohl die Entscheidung Weiterbildungen rein digital zu gestalten oder digitale Gestaltungsmöglichkeiten grundsätzlich auszuschließen, Lehrende des Potentials zur Gestaltung von Veranstaltungen beraube.  Kurzum: „Die Mischung macht‘s!“

Auf die Frage, wie die Weiterbildung von Lehrenden und Mitarbeitenden aus dem 3rd space momentan stattfindet, ist die einhellige Antwort „überwiegend digital“. Dabei waren sich die Beteiligten aller Gruppen einig, dass viele der in den digitalen Raum verlegten Formate auch weiterhin in dieser Form beibehalten werden sollen. Eine Rückkehr zu ausschließlich in Präsenz stattfindenden Veranstaltungen kann sich keine*r der Beteiligten mehr vorstellen.

Insbesondere für niedrigschwellige Formate, bei denen gezielt eine Frage in den Fokus gestellt wird, werden kurze digitale Formate von den Teilnehmenden sehr geschätzt. Ein Beispiel hierfür ist auch die Veranstaltungsreihe „Lehre verbindet NRW“, die in NRW hochschulübergreifend zu Informationsveranstaltungen und zum Erfahrungsaustausch einlädt.

Mit dem Fokus auf Vernetzungsmöglichkeiten werden digitale Formate insbesondere dann bevorzugt, wenn es sich um deutschlandweite und natürlich auch internationale Veranstaltungen handelt. Gleichzeitig wurde die Beobachtung gemacht, dass die Vernetzung in Präsenz oftmals leichter fällt, weil dafür im digitalen Raum leider oftmals wenig Zeit bleibt.

In Bezug auf zeitlich und inhaltlich umfangreiche (Weiterbildungs-)Formate wurde die Kombination von synchronen Phasen und asynchronen Selbstlernphasen - sowohl aus Sicht der Teilnehmenden als auch aus Sicht der Durchführenden - als sehr wertvoll eingeschätzt. Hybrid durchgeführte Veranstaltungen dagegen, bei denen einige Teilnehmende in Präsenz vor Ort und andere digital teilnehmen, finden bislang eher selten statt.

Es herrscht aber auch Konsens darüber, dass die Entscheidung für eine Veranstaltung in Präsenz oder im digitalen Raum davon abhängig ist, welche Ziele verfolgt werden. Handelt es sich zum Beispiel um einen Workshop mit dem Ziel, dass Teilnehmende Stimm- und Sprechtraining erhalten, sollte die Örtlichkeit danach ausgewählt werden, ob das Training auf Veranstaltungen in Präsenz oder im digitalen Raum ausgelegt ist. Oder anders gesagt: form follows function.

Für die Zukunft forderten die Teilnehmenden schließlich, dass hochschuldidaktische Weiterbildung sich zu einer Selbstverständlichkeit im Hochschulsystem entwickeln und eine entsprechende Wertschätzung erfahren müsse. Lehrkompetenz sollte als eine Grundvoraussetzung für das Wirken in der Hochschullehre angesehen werden, entsprechende Stellen in der Lehre und Hochschuldidaktik sollten geschaffen und verstetigt werden. Die Digitalisierung der Hochschullehre kann hierzu einen Beitrag leisten. Allerdings betonten die Teilnehmenden hier erneut, dass weder rein digitale noch rein analoge hochschuldidaktische (Weiterbildungs-)Formate zukunftsfähig seien: Vielmehr müsse Präsenz, sowohl im physischen als auch im virtuellen Sinne, neu bewertet und sinnvoll als didaktisches Mittel eingesetzt werden. Dementsprechend müssten auch neue Raumnutzungskonzepte entwickelt und bestehende optimiert werden, um hybride Veranstaltungsformate zu ermöglichen. Dies bezieht sich sowohl auf die Raumgestaltung und -ausstattung als auch auf organisationstechnische Faktoren wie Zeitfenstermodelle für Raumnutzungen. Für die Neukonzeption von Räumen formulierten die Teilnehmenden einen bezeichnenden Satz: Raum müsse "öffnen, statt zu begrenzen".

Weiterhin wurden Auswirkungen der Digitalisierung im Hochschulsystem auf die Konzeption und Planung akademischer Weiterbildungen thematisiert: Durch den Einsatz digitaler Inhalte lassen sich Weiterbildungsangebote effizienter gestalten, die Zugänglichkeit lässt sich erhöhen (etwa in Form von "Bildung on demand" oder Formaten zum Selbststudium) und auch zeitliche Umfänge lassen sich reduzieren beziehungsweise entzerren. In diesem Zusammenhang äußerten die Teilnehmenden außerdem deutlich ihre Wertschätzung gegenüber Kurzformaten.

Darüber hinaus hoben die Teilnehmenden den Faktor hervor, dass die Digitalisierung auch den Zugang zu akademischer Weiterbildung im transnationalen Raum öffnet. Ergreife man diese Chance, könnten Lehrende für verschiedene Lehr- und Fachkulturen sensibilisiert werden, könnten Austausch und Vernetzung zwischen ihnen gefördert und kulturelle sowie Sprachbarrieren abgebaut werden. Eine solche Internationalisierung hochschuldidaktischer Weiterbildungen trage außerdem zu deren Demokratisierung bei.

Die Weichen für eine solche Entwicklung hochschuldidaktischer Weiterbildungen könnten bereits heute gestellt werden, hielten die Teilnehmenden abschließend fest. Insbesondere die Neubewertung und auch Neu-Wertschätzung von (physischer wie digitaler) Präsenz könne schon jetzt angestoßen werden, ebenso wie die Entwicklung neuer Raumkonzepte. In diesem Zusammenhang berichteten die Teilnehmenden auch von einer geänderten Erwartungshaltung der Studierenden in Bezug auf Präsenzveranstaltungen; diese sollten zukünftig vorrangig für die kollaborative Arbeit und die Förderung des (sozialen) Austausches genutzt werden. Dass die Motivation hierfür gegeben ist, machte ein Teilnehmender deutlich. Am Ende unserer Werkstatt resümierte er für sich: "Eigentlich wünsche ich mir jetzt direkt im Anschluss noch eine Werkstatt, um das, was wir hier zusammengetragen haben, anzufangen!".

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