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Potenziale von H5P zur Förderung der digitalen Kompetenzen der Studierenden

Avatar of adminadmin - 06. Februar 2023 - Allgemein

Autor: Hans Peter Ludescher, FH Münster

Was ist H5P?

H5P (https://h5p.org) ist ein Open-Source Projekt mit dem Ziel, interaktive Lerninhalte für das Web zu ermöglichen. H5P bietet aktuell über 40 unterschiedliche Inhaltstypen. Diese Inhaltstypen können Sie sich wie eine Schablone oder einen Baukasten vorstellen, der mit Inhalt (Text, Bild, Audio & Video) gefüllt wird. Die Inhaltstypen können einzeln genutzt oder miteinander kombiniert werden. Dies ermöglicht vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für verschiedenste Lernszenarien.

Ein Beispiel für einen Inhaltstyp sind die „Dialog Cards“, die guten alten Karteikarten. Mit diesem Inhaltstyp lassen sich Lernkarteikarten erstellen. Auf der Vorder- und Rückseite fügt man Text, Bild und Audio ein. Auf diese Weise lassen sich durch wiederholtes Lernen Begriffe oder Definitionen einprägen, was z.B. beim Sprachenlernen nötig ist (siehe effect of spaced-repetition in foreign language vocabulary learning). So sieht ein Dialog Card H5P Inhalt aus: https://h5p.org/dialog-cards. Wer neben dem Erinnern auch das Schreiben einer Vokabel prüfen will, kann ergänzend zu den Dialog Cards die Flashcards einsetzen. Bei diesem Inhaltstyp müssen die Begriffe eingegeben werden. Das sieht dann in H5P so aus https://h5p.org/flashcards

Was kann man sonst noch mit den H5P Inhaltstypen machen? Eine ganze Menge! Hier eine Auswahl verschiedener Inhaltstypen von der h5p.org Webseite, auf die Sie einen Blick werfen sollten.

Welche Potenziale bietet H5P für Lehrende?

Der Einstieg in die Erstellung von H5P Inhalten ist bei bestimmten Inhaltstypen relativ niederschwellig und führt schnell zu ersten Ergebnissen. Ich kann Lehrenden empfehlen, mit einem einfachen Inhaltstyp Lerninhalte des Fachgebiets umzusetzen (z.B. Inhalte zur Wiederholung mit dem Inhaltstyp „Sort the paragraphs“ im LMS anbieten) und sich schrittweise mit komplexeren Inhalten vertraut zu machen (z.B. ein Laborrundgang mit der „360° Tour“).

Mit H5P vertraut zu sein bietet darüber hinaus weitere Vorteile im Umgang mit Offenen Bildungsmaterialien (OER). Das Motto von H5P lautet „create, share and reuse“. Aus meiner Sicht sind die Punkte share und reuse, neben dem recht niederschwelligen Einstieg bei der Erstellung der Inhalte, zwei sehr große Stärken von H5P. Inzwischen wächst die Community rund um H5P stetig weiter und es stehen immer mehr H5P-Inhalte als OER zur Verfügung. Jedem Lehrenden ist es möglich, die eigenen H5P-Inhalte zu teilen und H5P-Inhalte anderer Lehrenden zu nutzen und/oder weiterzuentwickeln.

So sieht das bei einem H5P-Inhalt aus, der geteilt und mit Rechtehinweis ausgestattet ist:

Mit Klick auf „Reuse“ können Sie die H5P-Datei herunterladen und z.B. in Ihrem eigenen LMS oder einer Webseite einfügen. Sie können diese Datei aber auch bearbeiten, also die bestehenden Inhalte anpassen oder weitere eigene Inhalte ergänzen.

Die Schaltfläche „Rights of use“ liefert eine Liste mit Lizenzhinweisen zu den einzelnen Medien im H5P-Inhalt. Alle Inhalte und Medien im H5P-Inhalt können bei der Bearbeitung mit den entsprechenden urheberrechtlichen Hinweisen (Metadaten) versehen werden. Das ist bei H5P-Inhalten mit vielen Medien ein zusätzlicher Aufwand. Die Weiternutzung ist damit aber erheblich einfacher.

Weiter oben im Beitrag habe ich die Beispiele von h5p.org angeführt, hier möchte ich noch ein paar H5P Beispiele aus der Hochschulwelt ergänzen:

Falls Sie auf der Suche nach H5P-Inhalten für Ihr Fachgebiet sind, würde ich Ihnen eine Suche in diesen Datenbanken empfehlen:

Leser*innen mit Interesse an etwas weiterführenden Überlegungen zu H5P und Didaktik sollten einen Blick auf die Blog-Beiträge von Peter Baumgartner werfen:

https://peter.baumgartner.name/2021/04/30/h5p-als-pladoyer/

https://peter.baumgartner.name/2020/11/02/h5p-visuelle-exploration/

https://peter.baumgartner.name/sammlungen/h5p-module/

In diesem Zusammenhang finde ich folgende Überlegungen zum Einsatz von H5P zur Entwicklung von Schreibfertigkeit und Textarbeit sehr schön dargestellt. Auf der Webseite https://oeglobal21.trubox.ca/ wurden das Vorgehen und die H5P Materialien zusammengetragen.

Die Etablierung eines Tools wie H5P ist auch eine Fragestellung auf institutioneller Ebene, da viele Lehrende mit dem Tool noch nicht besonders vertraut sind. Die australische Victoria University hat die Erfahrungen in einem Konferenzbeitrag (PDF) festgehalten.

Welche Potenziale bietet H5P für Studierende?

In der Regel erstellen Lehrende H5P-Inhalte (z.B. Übungsaufgaben, Entscheidungsszenarien) und Studierende bearbeiten diese Aufgaben im LMS. In den LMS können H5P-Autorenrechte an Studierende vergeben werden. Alternativ kann auch das kostenfreie Programm Lumi für die Erstellung von H5P genutzt werden. Für Studierende kann H5P damit eine wertvolle Ressource für das Erlernen bestimmter digitaler Kompetenzen sein. Durch die Möglichkeit, interaktive Inhalte selbst zu erstellen, können Studierende ihre Fähigkeiten z.B. in der Mediengestaltung verbessern und selbst interaktive Inhalte zur Wiederholung, für Präsentationen oder für Projekte erstellen.

Wie können Lehrende mit H5P die digitalen Kompetenzen ihrer Studierenden fördern?

Je nach Ansatz können verschiedene digitale Kompetenzen mit H5P gefördert werden. Zieht man das DigCompEdu Kompetenzmodell für Lehrende heran, können durch das Erstellen von H5P-Inhalte von Studierenden (z.B. für Projekte), verschiedene Kompetenzbereiche anvisiert werden.

  • Informations- und Medienkompetenz: Der Erstellungsprozess wird eine Recherche und Informationssuche beinhalten. Die Lernenden müssen sich über die verschiedenen Medien Gedanken machen und eine passende Auswahl treffen.
  • Digitale Kommunikation und Zusammenarbeit: Die Aufgaben für die Studierenden können als Kombination von Einzel- und Gruppenarbeit gestaltet werden. Mehrere Einzelbeiträge können in einer Gruppe zusammengeführt werden, die Einzelbeiträge bleiben dabei weiterhin transparent und reduzieren Trittbrettfahrereffekte. Wird Peer-Feedback (siehe weiter unten) eingebunden, wird digitale Kommunikation und der Feedbackprozess geübt.
  • Erstellung digitaler Inhalte: Die Studierenden produzieren Medien für Ihre H5P-Inhalte oder nutzen bereitgestellte Medien und ergänzen interaktive Elemente. In diesem Zusammenhang kann man Studierende für Lizenz- und Urheberrechtsbestimmungen sensibilisieren (falls Sie als Lehrender ein Informationspaket zu OER bzw. CC Lizenzen suchen, das Sie auch Studierenden geben können, werfen Sie einen Blick in diese OER Selbstlerneinheiten auf der Lernarchitektur – Lehre neue entdecken und gestalten).

Falls Sie als Lehrender diese Potenziale bei Ihren Studierenden ausschöpfen möchten oder Ihren Studierenden die Freiheit überlassen möchten, mit H5P zu arbeiten, dann gibt es verschiedene Punkte abzuklären:

Vorerfahrungen der Studierenden mit Autorentools abschätzen: Studierende mit einem Fachgebiet mit höherer Affinität für digitale Werkzeuge und Medien werden vermutlich einen leichteren Zugang zu H5P finden, als Studierende in Studienfächern, bei denen diese Nähe fehlt. Für Einsteiger*innen empfiehlt sich daher ein Vorgehen mit sehr direkter Anweisung mit einem einfachen H5P-Inhaltstyp (z.B. einer Anleitung oder einem Videotutorial Schritt für Schritt folgen). Fortgeschrittene Studierenden können sich die Erstellung selbst beibringen, bzw. benötigen im Verlauf der Erstellung weniger Unterstützung.

Zeitlicher Umfang abschätzen: Abwägen, welche Arbeitsaufträge in Frage kommen und ggf. mit H5P umgesetzt werden können. Durch den Einsatz von H5P soll kein übermäßiger zeitlicher Aufwand entstehen.

Für Lehrende sind aus meiner Sicht drei Ansätze hilfreich, um die Potenziale von H5P zur Förderung der digitalen Kompetenzen zu entfalten.

Als erstes möchte ich auf den "Learners-as-Designers "-Ansatz hinweisen, der sich sehr schön mit H5P umsetzen lässt. Studierende werden zu Designer*innen ihrer eigenen Lerninhalte und nutzen das Autorentool als kognitives Werkzeug, um den Lernprozess zu unterstützen. Dabei sind die Studierenden selbst aktiv bei der Informationssuche, der Gestaltung und Umsetzung beteiligt und erhalten mit H5P Lerninhalte, die in der Gruppe weitergegeben werden können. Das ermöglicht verschiedene interessante Aufgabenstellungen, bei denen die Ergebnisse geteilt oder veröffentlicht werden können. Idealerweise suchen sich die Studierenden selbst das Thema aus. In diesem Beitrag beschreibt die TU Dresden die Umsetzung des Learners-as-Designers-Ansatzes in verschiedenen Veranstaltungen.

Der zweite Ansatz bezieht sich auf die Möglichkeiten, die (onlinegestützes) Peer-Feedback in der Hochschullehre bietet (Bericht zu Peer-Feedback mit Moodle in einem Seminar). Im Erstellungsprozess der H5P-Inhalte durch Studierende ist eine oder mehrere Schleifen mit Peer-Feedback integriert. Die Studierenden geben den Kommiliton*innen Feedback zu H5P-Inhalten und erhalten Feedback zu ihren eigenen H5P-Inhalten. Dies kann eine wertvolle Möglichkeit sein, um (digitale) Feedbackprozesse zu üben.

Als dritten Ansatz möchte ich Co-Creation und non-disposable assignments in der Hochschule ins Spiel bringen (zu non-disposable assignments gibt es eine Selbstlerneinheit auf der Lernarchitektur – Lehre neue entdecken und gestalten von HD@DH.nrw). Co-Creation ist in diesem Kontext der Kompetenzentwicklung vielleicht etwas weit gefasst und nicht in allen Lehrsituationen passend. Co-Creation meint, dass Lehrende und Studierende gemeinsam Lernprozesse gestalten und die zu bearbeitenden Probleme selbst bestimmen. Der Ansatz legt den Fokus auf die aktive Beteiligung und Mitgestaltung von Studierenden. In eine ähnliche Richtung gehen die Ansätze der Open Pedagogy, mit den non-disposable assignments. Studierende arbeiten an echten Problemen und leisten mit Ihren Beiträgen einen Mehrwert außerhalb des Hörsaals.

Haben Sie Ideen für didaktische Szenarien, die H5P und Ihre Studierenden betreffen? Hinterlassen Sie uns gerne einen Kommentar!

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