Ein Blick hinter die Kulissen
- 14. November 2022 - Guestblog
Grundlagen der Podcastproduktion
Autor*innen: Prof. Dr. Andreas Schümchen (HS Bonn-Rhein-Sieg), Dr. Martina Emke (FH Bielefeld), Dr. Sandra Scheele (HS Niederrhein)
In der Zeit vom 25.10.22 bis 27.03.23 findet eine von den Netzwerkstellen des Landesportals ORCA.nrw ins Leben gerufene online-Workshop-Reihe statt, die allen Hochschullehrenden NRWs offensteht. Neben praktischen Tipps zur Produktion von OER-Materialien gibt es u.a. Einführungen in die technische Seite der Gestaltung von Podcasts, interaktiven Lerninhalten (mit H5P) und Videos.
Seitens HD@DH.nrw haben wir die Kolleg:innen von ORCA.nrw zum Start in die Reihe mit unserem „Flying Expert“ Prof. Andreas Schümchen unterstützt, der einen Impuls gegeben hat zum Thema „Grundlagen der Podcastproduktion aus journalistischer Perspektive“. Herr Schümchen hat kürzlich den diesjährigen Lehrpreis der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erhalten. Neben dem Beitrag von Prof. Schümchen sind auch Kolleginnen aus dem TiDA-Team an weiteren Formaten der Workshop-Reihe beteiligt, zum einen an der Veranstaltung „Interaktive Lehre leicht gemacht – Lerneinheiten mit H5P erstellen“ und zum anderen am Makerspace zum Thema „Interactive Book mit H5P“.
In unserem heutigen Blogbeitrag schildert Prof. Schümchen seine Erfahrungen als „Flying Expert“ bei dieser Veranstaltung:
Podcasts in der Lehre - Wissen direkt ins Ohr
Podcasts erleben einen regelrechten Boom – doch Podcasts in der Lehre? Könnte das überhaupt jemanden interessieren? Das waren meine durchaus sehr skeptischen Gedanken, als ich im Februar 2021 den Entschluss fasste, das Thema „Podcasts in der Lehre“ im Expert*innenpool "Flying Experts" im Projekt HD@DH.nrw anzubieten. Jetzt, knapp zwei Jahre später, kann ich eine durchaus positive Zwischenbilanz ziehen. Am 25. Oktober 2022 war ich eingeladen, in der Auftaktfolge der Workshop-Reihe „Praxiswerkstatt OER: Medienproduktion für die Lehre“ über meine Erfahrungen mit dem Thema „Podcasts in der Lehre“ zu berichten und einen Überblick über das Thema zu geben.
43 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren nutzen im Jahr 2022 Podcasts – das ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, in dem sich 38 Prozent als Podcast-Hörerinnen und -hörer outeten. Das geht aus einer Befragung des Digitalverbandes Bitkom hervor. Besonders interessant: In der Altersgruppe bis 19 Jahre – zu der ja auch die meisten Studierenden gehören – hört sogar deutlich mehr als die Hälfte, nämlich 56 Prozent, Podcasts.
Als Lehrender, der Aufmerksamkeit für die eigenen Inhalte wünscht, bin ich angesichts solcher Beobachtungen auf die Idee gekommen, in dem trendigen Audioformat auch Potenzial als Lehr- und Lernmedium zu sehen, mit eigenen Podcasts zu experimentieren und meine Erfahrungen als „Flying Expert“ an andere Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben.
Podcasts sind keine neue Erfindung. Bereits vor mehr als 20 Jahren machten in den USA die ersten Audioblogger, wie sie sich damals noch nannten, erfolgreich von sich hören. Im Jahr 2005 begann Apple, Podcasts auf seiner Musikplattform iTunes anzubieten. Und auch in Deutschland erreichten erste Podcasts ein Publikum – ein sehr kleines allerdings zunächst.
Dass Podcasts heute sehr verbreitet und beliebt sind, lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: Dass es fast überall kostenloses WLAN gibt und auch mobiles Internet bezahlbar geworden ist, kommt der Podcast-Nutzung entgegen – ob beim Warten an der Bushaltestelle oder beim Joggen im Stadtpark. Dabei sind Podcasts (noch) meist kostenlos und das Smartphone sowie Ohr- oder Kopfhörer sind sowieso stets dabei.
Zudem sind Podcasts (wie früher das Radio) ein ideales „Nebenbei-Medium“ beim Kochen, Putzen oder auf dem Weg zur Arbeit oder in die Hochschule. Angepasst an solche Tätigkeiten dauert die ideale Podcast-Folge 16 Minuten – auch das hat der Verband Bitkom herausgefunden.
All das sind gute Voraussetzungen, um Podcasts auch für die Lehre einzusetzen. Als Ersatz für die klassische Vorlesung, Einstieg ins Lehrbuch oder Ergänzung zum Skript. Doch damit so ein Lehr-Podcast auch tatsächlich angenommen und gehört wird, muss er mehr bieten als ein Vorlesungs-Mittschnitt: Er muss die Vorteile des auditiven Formats nutzen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Aha-Erlebnisse zu liefern.
Und: Er muss halbwegs professionell produziert sein und auch einen gewissen Unterhaltungswert besitzen, denn schließlich steht der Lehr-Podcast im direkten Wettbewerb mit Podcast-Hits wie „Apokalypse & Filterkaffee“ von Micky Beisenherz oder dem True-Crime-Format „Zeit Verbrechen“. Ein auf den ersten Blick recht hoher Anspruch.
Nicht einfacher wird es, wenn aus dem Lehr- ein Lern-Podcast werden soll, also die Studierenden zu Produzenten werden. Der Versuch lohnt sich jedoch, wie viele Erfahrungen (auch meine eigenen, die mir den Lehrpreis meiner Hochschule einbrachten) zeigen: Selbst recherchierte Lernergebnisse oder selbst erforschte Erkenntnisse statt im Referat mit Powerpoint einmal einem Publikum im Dialog vorzustellen, unterstützt vielleicht sogar mit O-Tönen von Expertinnen und Experten, kann Motivation und Engagement Studierender in unerwartete Höhen treiben. Und das funktioniert mit ein wenig Kreativität in so gut wie allen Studienfächern. Inspiration liefert zum Beispiel die Website www.wissenschaftspodcasts.de .
Neben einem durchdachten didaktischen Konzept verlangt ein Lehr- oder Lern-Podcast Kenntnisse und Fähigkeiten, die sich leicht erwerben lassen. Die Produktionstechnik, die vielen zunächst einen gewissen Respekt einzujagen vermag, ist tatsächlich recht einfach und gut in den Griff zu bekommen: Schon mit einem Smartphone und einer Audioaufnahme-App in Verbindung mit einem (möglichst guten) externen Mikrofon lassen sich brauchbare Aufnahmen erstellen. Wichtig ist dabei vor allem, auf eine geeignete Raumakustik mit möglichst wenig Hall zu achten.
Achten sollte man auch unbedingt auf einige rechtliche Aspekte, denn so ein Podcast soll ja schließlich gehört werden und wird damit zu einer Veröffentlichung auch im juristischen Sinn, was von der Impressumspflicht bis zur Beachtung des Datenschutzes einige Konsequenzen hat. Vorteilhaft ist es zudem, sich einige journalistische Grundlagen anzueignen, die die Arbeit am Podcast erleichtern. Dazu gehört zum Beispiel, Gesprächspartner im Vorgespräch gut zu briefen, ihnen niemals vor der Aufnahme die Fragen zu verraten und Menschen nicht zu lange reden zu lassen.
Mein Fazit: Das Format Podcast bietet viele Möglichkeiten für das Lehren und Lernen und der Hype ist noch lange nicht vorbei. Einfach mal ausprobieren!
QUELLE
Bitkom (2022): Lieblingsformat Podcast: Zwei von fünf hören Podcasts. https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Zwei-von-fuenf-hoeren-Podcasts
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